Protokoll der Sitzung vom 17. 01. 2023

Entomologisches

Vortrag von Lisa Fisler, Neuenburg: Die Schwebfliegen – Spannende kleine Zweiflügler.

Lisa Fisler ist Biologin, hat in Lausanne und Bern studiert und arbeitet seit einigen Jahren bei Info Fauna in Neuenburg. Sie berichtet über ihr Spezialgebiet, die Syrphidae, die Schwebfliegen.

Die Syrphidae stellen eine von 100 Familien der Dipteren dar. In der Schweiz sind aktuell 90 Gattungen mit rund 480 Arten bekannt. Lisa Fisler zeigt die wichtigsten Erkennungsmerkmale auf, v.a. die Aderstrukturen auf den Flügeln erlauben rasch eine Zuordnung zu der Familie vorzunehmen.

Wir lernen diverse Arten in Bild und mit Beschreibung kennen. Einige Arten betreiben «Bates`sche Mimikry» und gleichen Hummeln, Bienen oder Hornissen.

Schwebfliegen ernähren sich im Adultstadium hauptsächlich von Pollen und Nektar. Sie gelten als wichtige Bestäuber und sind bei deutlich tieferen Temperaturen bereits aktiv als unsere bekanntesten Bestäuber, die Bienen. Die Larven gleichen meist Fliegenmaden, es gibt 3 verschiedene Kategorien: Räuber (fressen Larven wie Raupen, Blattläuse), Detritusfresser und Pflanzenfresser.

Es existieren Bergarten, die auf über 3000 m vorkommen. Schwebfliegen sind als «Bioindikatoren» geeignet. Lisa Fisler gibt uns auch eine Antwort auf die Frage «was machen die im Winter?»: manche Arten überwintern als Imago, manche als Larve und etwa 30 Arten wandern in den Süden. Dabei sind es unglaubliche Massen an Insekten, die die Reise antreten, sich an der Sonne orientieren und im Frühjahr in neuen Generationen wieder zurückwandern.

Diese Tiere sind eine wichtige Nahrungskomponente von Vögeln, Kleinsäugern und auch bedeutend für die Verbreitung von Pollen und Viren/Bakterien. Auf Pässen werden seit Jahrzehnten u.a. Daten über die Schwebfliegenmigration erhoben. Dabei wurde auch festgestellt, dass wie bei vielen anderen Insekten eine starke Abnahme (90%) vorliegt. Mit der Klimaerwärmung zeigen sich auch neue Arten in der Schweiz. Eine davon, Callicera spinolae wurde vom EVB Mitglied Jaqueline Grosjean in vielen Exemplaren entdeckt.

Lisa Fisler berichtet von laufenden Projekten: Eine aktuelle Checkliste der Schweizer Schwebfliegen sollte 2023 erscheinen, weiter wird an Artenmerkblättern, Bestimmungsschlüsseln und Verbreitungskarten gearbeitet. Schwebfliegen sollen vermehrt als Bioindikatoren zur Bewertung von Biotopen dienen.

Manch eine oder einer der Anwesenden wird nach diesem Vortrag im nächsten Sommer sicher genauer nach den schönen und äusserst interessanten Tieren Ausschau halten.18

Geschäftliches

Varia

Anwesende

23 Mitglieder, 4 Gäste, Total 27 Personen

Schluss der Sitzung

21:15 Uhr, der Präsident, Michael Gilgen

Artenförderprojekte 2023

Insektenwelt und Biodiversität haben in den vergangenen Jahren weiter gelitten. Das Insektensterben, die Zerstörung und der Verlust von Lebensräumen gehen weiter, die Artenvielfalt nimmt ab. Es gibt aber auch Lichtblicke: Oft leisten Mitglieder des EVB einen grossen Beitrag zum Schutz und der Förderung von Insekten oder wichtigen Biotopen.

Die Abteilung Naturförderung (ANF) des LANAT unterstützt jedes Jahr Artenförderprojekte für Insekten, die von Mitgliedern des EVB ausgeführt werden. Auch 2023 können 2 Projekte unterstützt werden. Eingabetermin ist der 28. Februar 2023.

Informationen und Antragsformular:
Anleitung und Vergabekriterien
Formular Projektantrag Unterstützung Insekten-Artenförderprojekte
Projektbeispiel Lamia textor, Weberbock
Projektbeispiel Phengaris nausithous, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Beitragsbild: Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), Daniel Roesti, Wasen i.E. Diese Schrecke bewohnt trocken-warme Gebiete mit spärlicher Vegetation, viele ihrer Lebensräume sind in den letzten Jahrzehnten zerstört worden, sie ist potentiell gefährdet. Das Tierchen wurde daher von Pro Natura als „Tier des Jahres 2023“ nominiert. CC BY-SA-NC 4.0

Protokoll der Sitzung vom 20. 12. 2022

Entomologisches

Herr Baur weist auf die Website Zenodo hin, wo inzwischen auch das Erebienbuch von Peter Sonderegger als PDF zur Verfügung steht.

Herr Straumann berichtet von einer Tagung zum Thema «ökologische Infrastruktur». Thema war vor allem die Vernetzung und Sicherung von ökologisch wertvollen Gebieten in der Schweiz. Die Plane der Kantone müssen bis April beim Bafu eingereicht werden. Ziel ist die Aufnahme in die Fachplanung und die Etablierung eines Prozesses. Aktuell gibt es im Kanton Bern sehr unterschiedliche Flächenanteile geschützter Gebiete. Die Umsetzung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar.

Hauptthema des Abends war die von Herrn Wymann angestossene Diskussion zur «Gülle-Problematik» in Berggebieten. Ein Bio-Landwirt und zwei weitere Personen mit landwirtschaftlichem Hintergrund nahmen an der Sitzung teil. Anlass der Diskussion waren Pläne des Nationalrates, geplante Restriktionen für das Ausbringen von Gülle wieder zu streichen. Das grösste Problem ist der zunehmende Anstieg der «Güllegrenze» im Berggebiet. Das intensiviert dort die heute noch artenreichen Grünlandflächen rasch und unwiderruflich («Mittellandisierung»). Während man im Mittelland mit zum Teil erheblichem Aufwand versucht, Flächen zu extensivieren, wird in den mittleren und höheren Lagen die noch vorhandene Diversität bei nur marginalem Nutzen für die Landwirtschaft zerstört. Offenbar haben Beweidung mit Rindern und das Ausbringen von Mist kaum nachteilige Auswirkungen. Hingegen führt der Einsatz von Gülle zu einem raschen Verlust an botanischer und entomologischer Vielfalt.

Es entwickelt sich eine engagierte Diskussion, welche mit der Absicht beendet wird, im Gespräch zu bleiben und auch soweit möglich Einfluss auf die Politik zu nehmen um diese bedenkliche Entwicklung zu verhindern.

Geschäftliches

Der Präsident informiert über Veränderungen des Mitgliederbestandes in der letzten Zeit: Ausgetreten sind Daniel Bolt, Carlo Braunert, Peter Etter, Sabina Egli. Verstorben ist René Duss. Frau und Herr Friedli haben ihren Austritt auf Ende Jahr mitgeteilt. Eingetreten ist Léon Beyeler.

Wir erinnern an die Möglichkeit, von der ANF geförderte Projekte einzureichen (siehe Website des EVB mit den einschlägigen Bedingungen).

Varia

Anwesende

19 Mitglieder, 3 Gäste, Total 22 Personen

Schluss der Sitzung

22:00 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Das EVB Archiv wird in die Burgerbibliothek überführt

Beatrice Mark und Kurt Streit konnten die Inventarisierung des EVB Vereinsarchivs nach mehrjähriger Arbeit vor Kurzem abschliessen. Heute Nachmittag brachten sie das Archiv in die Burgerbibliothek. Das EVB Archiv wird in die Burgerbibliothek überführt weiterlesen

Protokoll der Sitzung vom 6. 12. 2022

Entomologisches

Vortrag unseres Mitglieds Michael Balkenohl: «Scaritinae – Monster aus dem Untergrund?».

Der Referent präsentiert die weltweit verbreitete Laufkäfer-Unterfamilie und seine ausführlichen langjährigen Untersuchungen derselben. Er schildert anschaulich die Schwierigkeiten der Literaturbeschaffung und der Übersetzungen aus exotischen Sprachen im Vor-Internetzeitalter. Auch die Herausforderungen der Freilandarbeit in afrikanischen und asiatischen Ländern werden mit denkwürdigen Anekdoten von Sammelreisen vorgestellt.

Diese Käfer sind eine sehr heterogene Gruppe mit zusätzlich grossen individuellen Unterschieden. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie ausschliesslich oder teilweise räuberisch leben. Sie besiedeln bevorzugt «unstete» Lebensräume wie See- und Flussufer, aber auch Tidenbereiche. Ihre Lebensdauer beträgt bis zu fünf Jahre als Imagines, denen man dieses Alter durch Abnutzungserscheinungen auch ansehen kann. Einige Arten und Gruppen werden näher vorgestellt, darunter die Clivinini, bei welchen man die Evolution in Aktion beobachten kann: Die zunehmende Rückbildung von Augen bei Arten, welche in unterschiedlicher Tiefe im Boden leben.

Dem Vortrag folgt eine angeregte Diskussion. Der Referent hat zusätzlich mehrere Kästen mit Präparaten von ganz winzigen bis über 6 cm grossen Käfern mitgebracht.

Geschäftliches

Léon Beyeler ist dem EVB beigetreten.

Varia

Anwesende

19 Mitglieder, 2 Gäste, Total 21 Personen

Schluss der Sitzung

21:45 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Protokoll der Sitzung vom 15. 11. 2022

Entomologisches

Herr Baur stellt einige nützliche Funktionen des Internet vor. Es gibt neue Möglichkeiten, Publikationen dauerhaft abzulegen. Neben Zotero ist dies www.zenodo.org, ein Repository für Veröffentlichungen und Zusatzmaterial. Es ist ans CERN angegliedert, gratis, zitierfähig mit DOI, und auch Versionierung ist möglich. Es gibt jedoch keine Qualitätskontrollen.

Herr Pflugshaupt zeigt ein Foto des Harlekinbärs, das er Ende Oktober in Allmendingen aufgenommen hat. Der starke, bis Schweden reichende Einflug dieses Falters im Oktober wird diskutiert.

Herr Balkenohl hat an seinem Wohnort sehr erfolgreich nach Brutstätten des Moschusbocks in Weidenstämmen gesucht Er konnte zahlreiche Käfer beobachten. Auch frisch geschlüpfte Falter des Weidenbohrers fanden sich an denselben Bäumen.

Herr Roesti stellt Bilder von Heuschrecken vor, die er auf zwei Reisen nach Kroatien gefunden hat, darunter zahlreiche mediterrante Spezialitäten.

Frau Gurtner weist auf das Projekt www.KInsecta.org hin, das eine automatisierte Erfassung von diversen Insektenarten im Feld mit optischen und akustischen Sensoren anstrebt, wobei die Tiere nicht getötet werden müssen. Mitarbeit ist auf verschiedene Arten möglich, z.B. durch Überprüfung von Fotos durch Spezialisten.

Herr Brunnschweiler erwähnt die Wildbienen-Bestimmungsapp „Wildbienen Id BienABest“.

Geschäftliches

Varia

Anwesende

25 Mitglieder, 12 Gäste, Total 37 Personen

Schluss der Sitzung

21:50 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Protokoll der Sitzung vom 1. 11. 2022

Entomologisches

Vortrag von Beat Wermelinger, WSL Birmensdorf: «Der Borkenkäfer – Dein Feind und Helfer».

Der Referent ist nach 30jähriger Tätigkeit bei der WSL jetzt frisch pensioniert. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf Waldinsekten, Biodiversität und Auswirkungen von Störungen. Ausserdem betreibt er Insektenfotografie als Hobby.

Weltweit gibt es etwa 6000 Borkenkäferarten, von welchen 112 auch in der Schweiz vorkommen, darunter eine Handvoll eingeschleppte Arten. Der Buchdrucker ist die bekannteste. Es sind Rinden- und Holzkäfer, etwa 10 Arten haben Schadpotenzial. Man kann die Arten nach ihrem Brutbild unterscheiden. Die wichtigsten ökonomisch relevanten Arten werden vorgestellt, insbesondere der Buchdrucker. Auch der Generationszyklus wird beschrieben.

Feinde der Borkenkäfer sind insbesondere räuberische Käferarten, aber auch Fliegenlarven, parasitische Wespen und Vögel. Sie attackieren sowohl die Larven als auch die Imagines.

Ablauf des Befalls: Pioniermännchen locken mit Aggregationspheromonen zunächst weitere Käfer an. Wenn die Brutplätze besetzt verströmen sie ein Antiaggregationspheromon. Die befallenen Bäume wehren sich insbesondere durch Freisetzung vor Harz.

Die Befallsentwicklung ist abhängig von der Vitalität der Bäume. Wichtige Faktoren sind Stürme, Trockenheit und Hitze. Simulationen zeigen die Generationenzahl der Käfer in Abhängigkeit von der Klimaerwärmung Mitte und Ende des 21. Jahrhunderts.

Die Rolle des Buchdruckers im Ökosystem ist die Förderung der Naturverjüngung und Erhöhung der Biodiversität indem weniger vitale Bäume eliminiert werden.

Dem Vortrag folgt eine angeregte Diskussion.

Geschäftliches

Varia

Anwesende

25 Mitglieder, 12 Gäste, Total 37 Personen

Schluss der Sitzung

21:45 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Protokoll der Sitzung vom 18. 10 2022

Entomologisches

Es wird ein kurzer Rückblick auf den Anlass auf dem Anwesen von Herrn Mosimann mit der dortigen eindrücklichen Vielfalt an Pflanzen und Insekten im Juni gegeben. Auf die Führung im Naturmuseum Solothurn am 29.10. wird nochmals hingewiesen und um Anmeldung gebeten.

Herr Roesti bringt einen Rückblick auf den Vereinsausflug in die Westschweiz, welcher viele Beobachtungen von Tag- und Nachtfaltern sowie Heuschrecken erbrachte.

Frau Andrey berichtet von Bestrebungen, die Tagfalter-Hotspots im Kanton Bern mit Bewirtschaftungsverträgen zu sichern und zu fördern. Ein erster Vertrag konnte für das Gebiet Ittesweid bei Reutigen abgeschlossen werden.

Der Präsident weist auf die neue Publikation „Gebietsfremde Arten in der Schweiz“ des Bafu hin und hat einige grosse lebende Käfer aus der Schweiz sowie von seinem Ferienaufenthalt in Sardinien und Korsika mitgebracht.

Herr Bryner stellt in einem spannenden Vortrag zwei südeuropäische Adelidenarten vor, welche er im laufenden Jahr näher untersucht hat.

Herr Roesti hat erstmals den Blauschwarzen Grillenjäger in seinem Garten beobachtet, welcher dort unter den Eichenschrecken ein rechtes Massaker angerichtet hat.

Geschäftliches

Lorenz Hirni ist dem EVB beitreten (18.9.). Kay Lucek möchte ebenfalls Mitglied werden. Er ist Biologe mit botanischem und ichthyologischem Hintergrund. Derzeit arbeitet er in Neuchâtel an einem Projekt zur Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb von Tagfalter-Artkomplexen.

Herr Straumann präsentiert den neuen EVB-Kalender für 2023 mit schönen Fotos von Bähram Alagheband, welchen die Mitglieder demnächst erhalten werden. Wer weitere Exemplare wünscht, kann diese bei Herrn Straumann beziehen. Sein Einsatz für die Erstellung des Kalenders wird verdankt.

Herr Roesti berichtet vom Fledermausanlass in Steffisburg Ende August, an welchem er gemeinsam mit dem Sekretär teilgenommen hat. Er schlägt vor, im nächsten Jahr statt eines Kalenders ein T-Shirt für die Identifkation mit dem Verein sowie für den Verkauf an Anlässen herzustellen.

Varia

Anwesende

15 Mitglieder, 0 Gäste, Total 15 Personen

Schluss der Sitzung

21:45 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht

Der Asiatische Laubholzbock ist zurück

Er ist zurück in der Schweiz: der Asiatische Laubholzbock, Anoplophora glabripennis (ALB). Einige Jahre lang hatte man ihn im Griff: Befallsherde in Winterthur, Marly und weiteren Standorten konnten unter grossem finanziellem Aufwand eliminiert werden. Seit 2019 galt die Schweiz als ALB-frei. Der Asiatische Laubholzbock ist zurück weiterlesen

Wespenplage – alle Jahre wieder!

Im Sommer ist es meist wieder soweit: Es droht die Wespenplage! Die Wespen schwirren um den Teller und werden oft so richtig lästig. Was dagegen unternommen werden kann und warum die Tiere dennoch sehr viel Gutes haben, kann diesem Beitrag im Medaillon Online der Burgergemeinde Bern entnommen werden.


Beitragsbild: Porträt der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris). CC BY-SA 4.0 Sophie Giriens, Fribourg, Schweiz.