Entomologisches
Vortrag unseres Mitglieds Christian Kropf, Naturhistorisches Museum Bern:
Im Netz der Spinne. Die erstaunlichen Eigenschaften von Spinnseide
Der Spinnenexperte des EVB präsentiert einen faszinierenden Überblick über die Eigenschaften von Spinnseide und die unglaublich vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für das Produkt der achtbeinigen Spinnkünstler.
Spinnen besitzen bis zu sieben verschiedene Spinndrüsentypen, welche Seide für unterschiedliche Einsatzzwecke erzeugen. Das Material ist extrem belastbar und besteht aus bis zu fünf Schichten. Materialwissenschaftler sind sehr an den vielseitigen Fäden und Klebstoffen interessiert und versuchen eifrig und mit grossem Aufwand, diese im Labor künstlich herzustellen. Trotz einiger Fortschritte auf technischem Gebiet können diese Fäden aber noch lange nicht alle Eigenschaften des natürlichen Produkts vollständig imitieren.
Spinnen setzen die Fäden zu sehr verschiedenen Zwecken ein. Eine sehr ursprüngliche Verwendung ist die Herstellung eines Eikokons oder einer Wohnröhre, aber auch der Einsatz zur Verpackung von Beute und bei bestimmten Arten die „Fesselung“ des Weibchens bei der Paarung.
Sogar die thailändischen Gattung Liphistius, welche stammesgeschichtlich alten Formen sehr nahe steht, besitzt bereits drei verschiedene Arten von Spinndrüsen und benutzt sie u.a. für „Stolperdrähte“ beim Beutefang. Die auch hierzulande vorkommenden Tapezierspinnen (Atypidae) stellen eine Wohnröhre her, während die Röhrenspinnen (Eresidae) bereits ein echtes Fangnetz bauen, allerdings am Boden.
Es gibt eine extreme Vielfalt von Netztypen, die vor allem ökologisch bedingt sind. Die Kugelspinnen benutzen zwei verschiedene Klebstoffarten. Radnetze zeichnen sich durch extrem belastbare Fangfäden aus, der Klebstoff besteht aus zwei Komponenten.
Zahlreiche spannende Beobachtungen gelangen erst in den letzten Jahren. So wurde z.B. nachgewiesen, dass sich Radnetzspinnen durch einen öligen Film auf den Beinen gegen das Klebenbleiben im eigenen Netz schützen. Damit konnte eine alte Vermutung von J.-H. Fabre bestätigt werden. Abschliessend beschreibt der Referent die ausgeklügelten Versuche zum Klebeschutz, welche er zusammen mit seinen Studierenden durchgeführt hat.
Es folgt eine angeregte Diskussion sowie die Präsentation einer lebenden Spinne der Gattung Zorepsis, eine mediterrane Art, die in der Schweiz zunehmend in Häusern vorkommt.
Anwesende
Mitglieder 30, Gäste 6, Total 36 Personen.
Schluss der Sitzung
21:40 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht