Bambusbock zum ersten Mal in der Schweiz gefunden!

Ständig erreichen uns Meldungen von neu in die Schweiz eingeführten Insektenarten. Zum ersten Mal wurden nun in den Kantonen Bern und Solothurn Exemplare des aus Südostasien stammenden „Bambusbocks“ Purpuricenus temminckii gefunden.

Der Landwirt war überrascht: Während dem Wischen fiel aus seinem Bambus-Besenstiel ein roter, etwa 2 cm grosser Käfer mit langen Fühlern. Er war tot.

So etwas hatte der Bauer noch nie gesehen. Die Nachbarn, Käferspezialisten Lea Kamber und Michael Gilgen konnten helfen: es handelte sich um einen Bockkäfer, den auch sie noch nie in der Schweiz zu Gesicht bekommen hatten: Der „Bambusbock“ Purpuricenus temminckii. Der Käfer ist in Südostasien heimisch. Die einzigen bekannten Wirtspflanzen stellen Bambusgehölze dar.

Bambusbock, der tot in einem Besenstiel gefunden wurde. Bild: Michael Gilgen, Bangerten. CC BY-SA-NC 4.0

Der Bambusbesen war 2 Monate vorher bei einem Grossverteiler gekauft worden. In der Folge wurden bei verschiedenen Ablegern der Kette in den Kantonen Solothurn und Bern die Besen im Verkauf gesichtet: Diverse wiesen Frassspuren auf. Meist handelte es sich um alte Spuren mit vorhandenen Ausschlupflöchern. Einige Besen wurden gekauft und auf Käfer oder Larven hin untersucht. In einem zweiten Besen konnte ein intaktes, ebenfalls totes Exemplar des „Bambusbocks“ gefunden werden.

Zersägter Stiel eines Bambusbesens. Gut erkennbar ist in der Puppenwiege der „Bambusbock“ Purpuricenus temminckii. Im Hohlraum des Bambusstiels befindet sich das Bohrmehl der Larve. Bild: Michael Gilgen, Bangerten. CC BY-SA-NC 4.0

Importierter Bambus muss nicht behandelt werden

Internationale Behandlungsvorschriften gelten für importiertes Verpackungsmaterial aus Holz: Eine Hitzebehandlung oder Chemikalien sorgen dafür, dass Schadorganismen vernichtet werden. Für Bambus oder Bambusgegenstände existieren keine entsprechenden Vorgaben. Gut möglich also, dass Larven oder lebende Imagines des „Bambusbocks“ importiert werden und Käfer in der Schweiz schlüpfen.

Der Käfer besiedelt lebende Bambuspflanzen. Da es sich beim Bambus um eine nicht einheimische Pflanze handelt, die nur in Gärten und Parks existiert, ist das Schadenspotential limitiert.

Es gibt keine publizierten Nachweise des „Bambusbocks“ aus der Schweiz  und dem umgebenden Europa.

Bambusbesen-Lager in der FIliale eines Grossverteilers. Der Bambusbock entwickelt sich in den Besenstielen. Bild: Michael Gilgen, CC BY-SA-NC 4.0
Bambusbesen-Lager in der Filiale eines Grossverteilers von Produkten für den Landwirtschaftsbereich. Der Bambusbock entwickelt sich in den Besenstielen. Bild: Michael Gilgen, Bangerten. CC BY-SA-NC 4.0

Jedes Jahr werden 20 neue Insektenarten nach Europa verschleppt

Mit der Ausweitung des weltweiten Handels wurde auch die Möglichkeit geschaffen, Flora und Fauna von Kontinent zu Kontinent, von Land zu Land zu verschleppen. In Europa wurden im letzten Jahrzehnt im Durchschnitt jährlich um die 20 Insektenarten eingeschleppt. Nicht alle sind invasiv, führen also zu Schäden oder beeinflussen die bestehenden Ökosysteme negativ. In der Schweiz wurden verschiedentlich gebietsfremde Bockkäfer eingeführt. Die Datenbank des CSCF listet total 9 Bockkäfer-Arten, die mindestens einmal in der Schweiz nachgewiesen wurden. Zwei davon sind in der Schweiz nun vermutlich an gewissen Standorten etabliert: Neoclytus acuminatus und Stebbings Holzwespenbock (Xylotrechus stebingii). Diese besiedeln geschwächte oder abgestorbene Bäume und verursachen keine Schäden.

Am bekanntesten und in den letzten Jahren ein grosses Thema in den Medien ist der Asiatische Laubholzbockkäfer, Anoplophora glabripennis, der massive Schäden an Laubbäumen verursachen kann und dessen Bekämpfung sowie Ausrottung hohe Priorität hat.

Quellen / Weiterführende Informationen
Datenbank des CSCF in Neuenburg

Beitragsbild: „Bambusbock“ Purpuricenus temminckii. LIN CHING WEI, Taiwan. CC BY-SA-NC 2.0. FLICKR


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