Entomologisches
Vortrag von Thomas Hertach, Hedingen
Sing mir deinen Namen! Auf dem Weg zu einer modernen Faunistik über Singzikaden (Cicadidae) der Schweiz
Der Referent hat sich aus eigenem Interesse in diese zwar bekannte, aber sträflich vernachlässigte Insektengruppe eingearbeitet und hier in wenigen Jahren eine beachtliche Menge an Informationen angehäuft, welche er in seinem von Bildern und Tonaufnahmen unterlegten Vortrag teilweise präsentiert.
Innerhalb der sehr umfangreichen Gruppe der Zikaden sind die Singzikaden relativ artenarm. Sie sind mit ca. 20 Arten in Europa vor allem mediterran verbreitet. Hierzulande wurden sie traditionell kaum bearbeitet, was sich auch in der Zahl von nur vier Fachpublikationen mit Bezug zur Schweiz vor dem Jahr 2003 manifestiert. Ein Grund dafür ist sicher, dass sie gut getarnt, scheu und schwer zu beobachten sind.
Im Rahmen eines Projekts hat der Referent Verbreitung und Systematik der Schweizer Singzikaden aufgeklärt und dabei besonders den Cicadetta montana-Artkomplex untersucht. Dabei wurden evolutionäre und biogeographische Aspekte sowie der Schutz der Tiere berücksichtigt. Diverse Publikationen entstanden und es wurde eine neue Art beschrieben.
Dank den Untersuchungen gibt es heute auch detaillierte Verbreitungskarten der zehn Schweizer Arten. Die Tiere sind Zeiger für Übergangshabitate, da sie sowohl offenen Boden als auch Wald benötigen. Gefährdungsursachen sind Nutzungsaufgabe, Intensivierung und fehlende Strukturen in der Landschaft
Bei seinen Untersuchungen verwendete der Referent im Feld akustische Nachweise und Tonaufnahmen, sammelte Belege, wertete Literatur- und Sammlungsdaten aus und benutzte einen integrativen taxonomischen Ansatz nach de Queiroz (2007) zur Analyse der Verwandtschaftsbeziehungen der Arten untereinander.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen aus den Untersuchungen sind:
- Die Diversität der Singzikaden ist in der Schweiz hoch verglichen mit den Nachbarländern.
- 80% der Schweizer Arten sind gefährdet
- Es sind hervorragende Zeigerarten
- Die Gesänge entwickeln sich evolutiv schneller als die Morphologie
- Integrativer taxonomischer Ansatz ist nützlich
Geschäftliches
Karin Ufer und Gabriel Ulrich stellen sich den EVB-Mitgliedern kurz vor, da sie dem Verein beitreten möchten. Frau Urfer aus Köniz ist Studentin der Biologie und interessiert sich besonders für Spinnen. In ihrer Masterarbeit befasst sie sich mit der Krabbenspinne Synema globosum. Herr Ulrich ist ebenfalls Biologiestudent. Er interessiert sich allgemein für Insekten, zur Zeit insbesondere mit trophischen Interaktionen herbivorer Insekten. Beide Beitrittsgesuche werden ohne Gegenstimme angenommen.
Varia
Herr Neumann sucht für den Tag der Artenvielfalt am Neuenburgersee noch Experten für Tag- und Nachtfalter (16./17. 6.). Bei Interesse bitte Herrn Neumann kontaktieren.
Anwesende
28 Mitglieder, 4 Gäste, Total 32 Personen.
Schluss der Sitzung
21:50 Uhr, der Sekretär, Martin Albrecht