Insekten-Förderschwerpunkte im Kanton Bern: Heuschrecken

Wer im Mittelland wohnt, bekommt sie nur selten zu sehen oder zu hören: die Heuschrecken, im Volksmund auch „Heugümper“, Heupferd oder Grashüpfer genannt. Viele Arten sind gefährdet. Auf der Liste der Insekten-Förderschwerpunkte der zuständigen Ämter ANF und KAWA befinden sich neben Tagfaltern, Bockkäfern und Libellen auch 3 Heuschreckenarten. Nach den Libellen stellen wir diese 3 Arten hier vor.

In der Schweiz kommen noch 106 Heuschreckenarten (Ordnung Orthoptera) vor. Mit dem langgezogenen Körper, den kräftigen Hinterbeinen sowie dem typischen Flug und „Gesang“ sind die Tiere jedem Kind ein Begriff. Heuschrecken besiedeln vorwiegend Trockenwiesen und -weiden, Ufer von dynamischen Fliessgewässern oder Moore und Feuchtwiesen. Die Nahrung besteht aus Pflanzen oder tierischem Material, meist kleinen Insekten. Als Bestandteil der Biodiversität sind sie wichtige Nahrungsquelle für Spinnen, Kleinsäuger, verschiedene Reptilien, Amphibien und Vogelarten, u.a. Krähe, Storch und Wiedehopf. Spezialisten auf dem Gebiet der Heuschrecken erkennen die verschiedenen Arten bereits aufgrund ihres „Gesangs“.

38% der Schweizer Heuschreckenarten sind gefährdet

Die Gefährdung der Heuschrecken basiert wie bei den meisten Insekten hauptsächlich auf der Zerstörung oder Veränderung des Lebensraums durch Überbauung, intensive Landwirtschaft oder durch Begradigung von Flüssen. In der Roten Liste Heuschrecken von BAFU und CSCF aus dem Jahr 2007 sind 40 Arten aufgeführt.

Drei Heuschreckenarten sollen im Kanton Bern gefördert werden

Bei den 3 Arten, die im Kanton Bern durch KAWA und/oder ANF in den Jahren 2016-2019 schwerpunktmässig gefördert werden sollen, handelt es sich um:

Kiesbank-Grashüpfer (Chorthippus pullus), Türks Dornschrecke (Tetrix tuerki), Westliche Sattelschrecke (Ephippiger diurnus [=E. ephippiger])

Der Kiesbank-Grashüpfer (Chorthippus pullus, auf dem Bild ein Männchen) ist vom Aussterben bedroht und kommt in der Schweiz nur an wenigen Standorten im Wallis und Bündnerland sowie im Grenzgebiet Freiburg/Bern vor. Die typische Art der dynamischen Auensysteme lebt hauptsächlich auf zeitweise überfluteten Kiesbänken entlang von Gewässern. Chorthippus pullus ist ausserordentlich ortstreu. Bild: C. pullus im Unterengadin, 08.09.2010, Daniel Roesti, Wasen i.E., Schweiz, CC BY-SA-NC 4.0
Kiesbank-Grashüpfer (Chorthippus pullus) – hier ein Weibchen –  im Unterengadin, 08.09.2010, Bild: Daniel Roesti, Wasen i.E., Schweiz, CC BY-SA-NC 4.0. Verbreitungskarte CSCF
Die 8-13 mm lange Türks Dornschrecke (Tetrix tuerki, Weibchen, langdornige Form) kommt in der Schweiz nur an wenigen Standorten vor. Im Kanton Bern sind dies das Sensegebiet und einige Stellen im Oberland. Lebensraum: Kies- und Sandbänke von Bächen und Flüssen, bevorzugt an gut besonnten Stellen. Sie ernährt sich von Blättern und pflanzliche Bestandteilen im Schwemmgut. T. tuerki ist in der Lage zu schwimmen und sogar einige Minuten unter Wasser zu verbleiben. Bild: T. tuerki im Gasterntal, 19.05.2014, Daniel Roesti, Wasen i.E., CC BY-SA-NC 4.0
Türks-Dornschrecke (Tetrix tuerki) Gasterntal, 19.05.2014,Bild: Daniel Roesti, Wasen i.E., Schweiz, CC BY-SA-NC 4.0
Türks Dornschrecke (Tetrix tuerki, Weibchen) im  Gasterntal, 19.05.2014, Bild: Daniel Roesti, Wasen i.E., Schweiz, CC BY-SA-NC 4.0. Verbreitungskarte CSCF
Die Westliche Sattelschrecke (Ephippiger diurnus) kommt in der Schweiz nur am Jurasüdfuss und im untersten Rhonetal vor. Die wenigen Vorkommen sind vom Aussterben bedroht. Die Art ist äusserst wärmeliebend und hält sich entsprechend an gut besonnten Waldrändern, Felsensteppen und trockenen warmen Wiesen auf. Abgebildet ist ein männliches Tier. Foto: Gilles San Martin, Namur, Belgien, CC BY-SA 2.0, FLICKR
Quellen / Weiterführende Informationen
Arten-Förderschwerpunkte Kanton Bern 2016-2019 (LANAT)
Buchhinweis: "Die Heuschrecken der Schweiz" von den EVB-Mitgliedern B.+H. Baur sowie C.+D. Roesti
www.orthoptera.ch: Porträts aller Schweizer Arten
Rote Liste Heuschrecken (BAFU/CSCF, 2007)

Beitragsbild: Westliche-Sattelschrecke (Ephippiger diurnus), Weibchen, Gilles San Martin, Namur, Belgien. CC BY-SA 2.0, FLICKR.